thank you, my dear.

Montag, Juli 8

Nach dreieinhalb Stunden Spaziergang durch die Stadt sitzen wir endlich auf seinem Hof. Er im Schneidersitz auf dem harten Boden, ich auf der zweiten Treppenstufe, meine Füße auf der ersten abgestellt. Wir rauchen, haben heute schon die zweite Packung fast zur Hälfte leer. Wir sind fertig mit dem ernsten Thema, was uns dreieinhalb Stunden beschäftigt hat. Er hat geredet, ich habe zugehört. Er hat sich ausgesprochen, ich habe es verinnerlicht und verstanden. Nun lachen wir, lachen und rauchen. Erzählen über lustige Dinge. Ein Ton erklingt. Dieser nervige Pfeifton, den fast jeder Samsungbesitzer als Nachrichtenton eingestellt hat. "Oh, warte mal." Sagt er, versucht krampfhaft sein Handy aus der Hosentasche zu ziehen, schafft es und öffnet die Nachricht. Phil war nüchtern genug, um uns zu fragen, was wir machen. "Hm, die Nachricht ist von 23:11 Uhr. Jetzt ist es bald um 3. Kam ganz schön spät an. Der ist bestimmt nicht mehr wach. Ich schreib mal Rose." - "Ich möchte! Bitte? Mein Akku ist leer, deswegen kann ich ihr nicht zurückschreiben." Ohne zu zucken reicht er mir sein Handy. Es ist dunkel und das helle Licht blendet mich, dennoch bemerke ich, dass er mich anstarrt. Nein, nicht anstarrt. Er sieht mich an und zwar aufmerksam. Ich frage nicht nach, ich muss mich aufs Tippen konzentrieren. Ich wollte auf die Uhr sehen, bleibe aber an dem großen Text von Rose hängen und lese ihn. Das, was sie dort geschrieben hat, ist vollkommen wahr. Alles. Jedes verdammt einzelne Wort. Leider. Es ist, als hätte ich ihn selbst geschrieben. Tränen schießen mir in die Augen und ich versuche mit meinem Finger den Sperrknopf zu erreichen, allerdings ist die Zigarette im Weg. 'Ich will nicht, dass er sieht, dass ich weine. Geh aus, du scheiß Handy. Geh aus.' Meine Gedanken rasen wild durch meinen Kopf. Erst bemerkt er nichts, doch meine hektischen Bewegungen sind ihm doch nicht entgangen. Sofort fragt er, was los sei. "Hey, was ist los, Hase? Ist alles okay? Was ist los?" Ich schüttle nur den Kopf, lasse meine Kippe fallen und versuche noch einmal das Handy auszuschalten. "Du hast's gelesen, oder?" Mein Kopf bewegt sich nur ganz leicht von oben nach unten, trotzdem erkennt er es als Nicken. "Du weißt, warum ich mich mit ihr darüber unterhalten habe. Und sie weiß ja auch so ziemlich alles davon. Ich empfand es für richtig. Falls es dir nicht gefällt, tut es mir leid. Aber ich dachte, es wäre ganz gut." Ich sehe ihn an und versuche, seine Augen einzufangen. Die Tränen versperren allerdings den Weg. "Ja und ganz ehrlich? Ich finde es gut und schön, dass du gleich zu ihr bist." Eine ewig lange Unterhaltung findet statt. Sätze wie "Du bist so wundervoll und einzigartig. Du kannst alles schaffen, wenn du es willst." ; "Zeig einfach allen, wie stark du bist und mach das, was du immer tust. Lächle und lache. Lass dir nicht anmerken, wie zerstört du innerlich bist. Aber verdränge es nicht. Rede mit mir drüber. In Ordnung?" und "ich weiß, dass du das kannst." folgen. Zuletzt reden wir noch über unsere Beziehung. Ich merke, dass das ernste Gespräch ihn ebenfalls etwas Kraft geraubt haben muss. Er hat geweint. Aber er zeigt es mir nicht, weil er will, dass ich stark bleibe. Er versucht, die Tränen unauffällig wegzuwischen. Mir entgeht es nicht, aber ich sage nichts dazu. Wir reden und reden und reden. Lachen und küssen uns. Rauchen weiter und genießen diese wunderschöne Samstagnacht. Sehen uns die Sterne an, erinnern uns an Vergangenheit. Sind glücklich miteinander. Und genau so sollte es sein.

5.7.2013 - Ein halbes Jahr. Es kam mir vor wie 2 oder 3 Monate. Du gibst mir so viel Kraft und Stärke. Ich könnte hier einen ganzen Roman über dich und uns schreiben. Aber es reicht, dass wir beide wissen, was wir uns und uns dieses halbe Jahr bedeutet. Ich liebe dich. 

only you

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