Nie wieder.

Dienstag, Dezember 10

Wütend packe ich mein Ladekabel hinein bevor ich die volle Tasche schließe."Lass mich einfach in Ruhe. Ich will jetzt hier weg." Der Versuch ruhig zu bleiben ist gründlich gescheitert, aber wenigstens fließen noch keine Tränen. "Ich versteh dich nicht. Wieso denn? Wir haben das doch schon mal ausdiskutiert." "Ja, genau! Genau das haben wir getan! Und? Hast du's verinnerlicht? Bist du mal tief in dich rein gegangen und hast wirklich mal drüber nachgedacht? Scheinbar nicht, sonst würden wir deswegen nicht wieder streiten." Das Wortgefecht dauert noch einige Minuten, wir werden immer lauter und lauter, bis mir die Tränen so dermaßen schnell in die Augen schließen, dass ich sie nicht mehr verhindern kann. Nochmals bitte ich ihn, nicht mehr auf mich einzureden und mich gehen zu lassen. Es ist nicht so, dass er die Tür absichtlich versperrt. Er steht einfach nur da, aber ich kann ihn nicht zur Seite schieben, dafür ist er zu groß. Also gehe ich wieder zu meiner Tasche zurück und sage etwas, was ich bereuen könnte, wenn er es falsch auffasst. Aber es platzt einfach heraus: "Lassen wirs einfach. Keine Lust mehr drauf. Ich will das nicht mehr und ich kanns vor allem nicht mehr." Schon jetzt bekomme ich ein schlechtes Gewissen, welches sich noch verschlechtert, als ich sehe, dass nun auch ihm ein paar Tränen die Wange herunterlaufen. Normalerweise wäre ich schwach geworden, ganz sicher. Aber nicht jetzt. Stattdessen lege ich noch einen drauf und wiederhole den letzten Teilsatz noch einmal leise. Entsetzt und verwirrt sieht er mich an. Die Schwäche setzt immer noch nicht ein und ich wüte weiter. "Warum verstehst du mich nicht? Ich habs dir ausführlich erklärt und du hast mir was versprochen! Du hast es mir versprochen. Warum machst dus wieder und wieder? Leck mich einfach, du checkst es eh nie." Ich brauche doch nur meine Ruhe, jetzt. Nur für einen Tag. Daran bist du selber schuld. Aber ich will nur alleine sein. Auch wenn es nur ein verdammter Tag ist. Ich kann jetzt nicht bei dir sein. Nicht jetzt. Nicht, nachdem du mich so verletzt hast. Nein, denke ich. Meine Gedanken rasen wild durch meinen Kopf. Ich kann ihm nicht ins Gesicht sehen, sonst entschuldige ich mich und das ist das letzte, was ich jetzt will. Vor allem weil mich keine Schuld trifft. Na gut, ein bisschen vielleicht. Aber auch nur ein Achtel. Immer noch aufgebracht mache ich das Bett. Warum mache ich für ihn noch sauber?, frage ich mich. Getroffen murmel ich weitere Sätze in mich hinein. Gerade dabei, mich zu ihm umzudrehen, realisiere ich, dass er näher kommt. Er breitet die Arme aus. Er will mich umarmen. "Nein. Nein! Ich kann das jetzt nicht. Ich ... " Mehrere Male stoße ich ihn von mir weg, bis ich mit dem Rücken an die Wand stoße und ihm nicht mehr entkomme. Er geht ein wenig runter und umfasst meine Taille. Mich hochhebend geht er zum Bett, setzt sich selbst hin und mich auf seinen Schoß. Ich kann nicht anders als meinen Kopf in der Kuhle zwischen Hals und Schulter zu versenken und zu weinen. Ich weine, er auch. Ich lautstark, er leise. Seine zitternde Stimme erklingt leise an meinem Ohr: "Es tut mir alles so leid. Ich hatte nicht gedacht, dass es dich so dermaßen trifft. Das wollte ich doch nicht. Ich habe nicht nachgedacht. Bitte geh nicht. Bleib hier. Wir reden nochmal drüber. In aller Ruhe und ohne uns anzuschreien okay?" 
Wir reden. Zwei Stunden sitzen wir da und reden. Er sagt, er versteht mich und hat mir ein neues Versprechen gegeben. Bevor wir uns nach hinten aufs Bett fallen lassen, gibt er mir noch einen Kuss und flüstert mir ins Ohr, dass er mich über alles liebt und mich nie gehen lassen würde.
Immer wieder erstaunlich, wie schnell sich eine schlechte Stimmung zu einer guten umwandeln kann. Wie schnell so ein Streit vergeben ist. Nur leider ist er nicht vergessen. Trotzdem ist alles wieder gut. 
Weils Liebe ist.

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