Der Rauch schwebt durchs Zimmer, dringt in meine Nase und sein
Geruch setzt sich in meinen Sachen fest. Fasziniert sitze ich auf meinem Bett,
die Decke um meine Schultern gelegt und sehe Sam dabei zu, wie der
Zigarettenrauch aus seinem Mund kommt. Er lächelt und sagt etwas. Aber ich bin
zu benebelt. Nicht von dem Rauch, sondern von Gedanken. Als ich nicht antworte,
tritt er näher an mich heran, hält mir die Zigarette entgehen, welche ich mit
einer Handbewegung ablehne und fragt gleichzeitig, bis wann wir alleine sein
werden. „Mum hat gesagt, sie kommt heute erst gegen 5.“ Ein Nicken zeigt mir,
dass er damit sehr zufrieden ist. Wieder zieht er an seiner Zigarette, macht
das Fenster auf, bläst eine große Rauchwolke heraus, drückt sie aus, geht auf die
andere Seite meines Zimmers, öffnet dort das Fenster und schmeißt den Filter
heraus. Kurz danach zündet er sich eine neue an. „Warum machst du das?“ Frage
ich und bekomme nur eine hochgezogene Braue als Antwort. „Warum rauchst du
heute so viel? Machst du doch sonst nicht? Und atme nicht in meine Richtung
aus. Mir wird davon schlecht.“ Er setzt sich vor meinem Bett auf den Boden und sagt
leise: „Stress. Bisschen kompliziert zur Zeit.“ Ein wenig lauter sagt er: „Und
seit wann wird dir davon schlecht? Du rauchst doch auch ab und an mal.“
Schulterzuckend sage ich: „Heute wird mir davon nun mal
schlecht. Ich weiß auch nicht. Willst du drüber reden?“ Sam schüttelt nur den
Kopf.
Warum machen Menschen das? Warum laufen sie vor ihren
Problemen weg? Warum trinken oder rauchen sie? Oder ziehen sich zurück? Warum
reden sie nicht darüber? Warum versuchen sie es so gut wie möglich zu
verdrängen? Warum rede ich von ‚sie‘ wo ich doch eigentlich dazu gehöre?
Warum stellen wir uns nicht einfach dagegen? Warum sagen wir
nicht einfach das, was uns auf dem Herzen liegt?
Warum mache ICH so etwas?
Ich sehe mir selber dabei zu, wie ich nach Sams Schachtel greife und daraus
eine Zigarette nehme. „Willst du Feuer?“ Fragt er. „Nein, nein. Ich weiß nicht
mal, ob ich sie jetzt rauchen will. Vielleicht später.“
Vielleicht habe ich später wieder ein großes Problem, vor
dem ich dann weglaufen will. Vielleicht werde ich dann rauchen. Vielleicht
werde ich dann mein Hirn ein wenig benebeln, um die Probleme für 5 Minuten
nicht mehr sehen zu können.
Sehr wahrscheinlich werde ich das tun. Dann werde ich am
Fenster stehen, vielleicht sogar mit Sam. Und werde sprinten. So schnell wie
möglich und so weit wie möglich.
Und wovor weg? Vor der Realität.
Lets run away.
xxx
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen